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Hector-Seminar trifft... Efim Zelmanov (Fields-Medaille 1994)

Hector-Kurse besuchen 6. Heidelberg Laureate Forum

Eine außergewöhnliche Gelegenheit haben die Hectorianerinnen und Hectorianer der Kurse H13 und H14 wahrgenommen: Im Rahmen des 6. Heidelberg Laureate Forum trafen sie Efim Zelmanov, der für seine Arbeit auf dem Gebiet der abstrakten Algebra und Gruppentheorie, insbesondere für seine Lösung des eingeschränkten Burnside-Problems, 1994 mit der Fields-Medaille ausgezeichnet wurde. Der Preis wird alle vier Jahre an bis zu vier junge Wissenschaftler (bis 40 Jahre) vergeben und gilt als höchste Auszeichnung in der Mathematik, vergleichbar mit dem Nobelpreis.

Im Gespräch mit den Hectorianerinnen und Hectorianern leitete er zunächst zu einem grundlegenden Problem hin, mit dem sich Generationen von Mathematikern, darunter so prominente Vertreter wie Weyl, Lagrange, Abel und Galois befasst haben: Gibt es eine allgemeine Formel zur Lösung Gleichungen 5ten Grades wie zum Beispiel x5 + x + 1 = 0? Auch wenn Mathematiker lange danach gesucht haben - eine allgemeine Formel, die diese Gleichung löst, haben sie nicht gefunden. Damit war das Interesse der anwesenden Jugendlichen geweckt: Warum ist das so? Können Sie das näher erklären? Eine Frage, auf die Efim Zelmanov an dieser Stelle leider keine Antwort geben konnte: Denn auch wenn das Problem als solches leicht zu verstehen ist, der dahinter stehende Beweis von Galois, mit dem er gezeigt hat, dass diese nicht im Allgemeinen zu lösen ist, ist es nicht mehr. Und so blieb ihm nichts Anderes übrig, als auf ein zukünftiges Mathematik-Studium und die damit verbundenen Grundvorlesungen in Algebra zu verweisen, die die für das Verständnis notwendigen Grundlagen vermitteln.

Wobei die praktische Anwendung der aus den Forschungen abgeleiteten Erkenntnisse vielfältig ist. Ob in der Kryptographie, bei der Verschlüsselung von Botschaften über RSA-Algorithmen, oder der Daten-Übermittlung von Smartphones und Geldautomaten - die "Theorie der Restklassen" hat sich als nützliche Anwendung erwiesen. Wie wichtig denn Anwendungen für die Mathematik seien, lautete dann auch eine Frage. Die Antwort Efim Zelmanovs überraschte den ein oder die andere im Publikum: "Mathematicians don't need applications. They're like artists; they do it for the beauty."

Und eben diese Begeisterung für die "Schönheit der Mathematik" vermittelte  Efim Zelmanov in Vortrag und Gespräch. Offen ging er auf die Jugendlichen zu und beantwortete bereitwillig deren teils auch persönliche Fragen: Wieso haben Sie Mathematik studiert? Wann wussten Sie, dass Sie Mathematiker werden möchten? Gab es Fächer in der Schule, die Sie nicht mochten? Wie sieht ihr Arbeitstag aus? Gibt es Probleme, die Sie nicht lösen konnten? Was braucht man, um ein erfolgreicher Mathematiker zu werden? Welche Universität ist die Beste? Und würden Sie empfehlen, im Ausland zu studieren? Was machen Sie in ihrer Freizeit zum Abschalten? Glauben Sie an Gott? Die Antworten und das sich daraus entwickelnde Gespräch bereiteten Efim Zelmanov sichtlich Freude und vermittelten einen persönlichen Einblick in Arbeit und Leben des Wissenschaftlers und Menschen.

"Mathematics is about solving problems. So try to solve problems!" gab er den Hectorianerinnen und Hectorianern mit auf dem Weg. Ein guter Rat, denn dass noch genug mathematische Probleme auf ihre Lösung warten, dessen ist sich Efim Zelmanov sicher.

Wir danken Efim Zelmanov und den Organisatoren des 6. Heidelberg Laureate Forum, die uns diese außergewöhnliche Begegnung ermöglicht haben.

Fotos: A. Richert